Das Thema Energiemanagement gewinnt mit fortschreitendem Ausbau der Erneuerbaren Energien zunehmend an Bedeutung. Player wie 1Komma5° oder enpal prägen mit Begriffen wie “New Energy” und “New Solar” die Vision einer intelligenten, vernetzten Energiezukunft für Einfamilienhäuser. Im Fokus steht dabei die optimale Verknüpfung von Photovoltaikanlage, Wärmepumpe, Speicher und Ladeinfrastruktur. Ziel ist es, den Eigenverbrauch des Solarstroms zu maximieren, die Wirtschaftlichkeit der Anlage zu steigern und gleichzeitig die Stromnetze zu entlasten. Smarte Systeme können sogar dynamische Stromtarife integrieren und den Batteriespeicher nutzen, um Netzstrom zu günstigen Zeiten einzukaufen.
Doch wie sieht diese intelligente Energiewende im Kontext von Mehrfamilienhäusern aus? Auch hier gilt es, das – durchaus komplexere – Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit und netzdienlichem Verhalten optimal auszubalancieren. Eines ist klar: Auch im Mieterstromkontext bietet sich ein enormes Potenzial für intelligentes Energiemanagement.
Was bereits möglich ist: Batteriespeicher als Schlüssel zur Flexibilität
Dank den sinkenden Kosten werden in Mehrfamilienhäusern im Zuge der Installation von PV-Anlagen vermehrt Batteriespeicher eingesetzt. Der primäre Nutzen liegt darin, den tagsüber produzierten PV-Strom auch abends und nachts für die Mieter nutzbar zu machen – ein wichtiger Schritt hin zur Optimierung des Direktverbrauchs und zur Reduzierung des externen Strombezugs.
Darüber hinaus eröffnet die optionale Anbindung an dynamische Reststromtarife und die Kombination – auf Basis von §14a EnWG – mit reduzierten Netzentgelten neue Möglichkeiten zur Kostenoptimierung. Die Kapazität des Batteriespeichers kann genutzt werden, um günstigen Netzstrom mit reduzierten Netzentgelten in Zeiten geringer PV-Produktion zu speichern. Die Solarize Software ermöglicht eine präzise Abrechnung der Energiemengen aus dem Speicher nach PV- und Netzstrom.
Vermeidung von Solarstrom-Spitzen: Ein wichtiger Schritt für die Energiewende
Mit dem fortschreitenden Ausbau von Stromspeichern entsteht jedoch auch eine neue Herausforderung: An sonnigen Tagen kann es vorkommen, dass viele Batteriespeicher bereits am Vormittag vollständig geladen sind. Die Folge: Überschüssiger Solarstrom vieler PV-Anlagen fließt gleichzeitig um die Mittagszeit ins öffentliche Netz und birgt die Gefahr von Netzengpässen. Da in diesen Zeiten die Börsenstrompreise zunehmend in den negativen Bereich rutschen, ist bei Anlagen in der Direktvermarktung die Einspeisung in diesem Szenario auch aus wirtschaftlichen Gründen zu vermeiden (vgl. Blogartikel zum Solarspitzengesetz).
Prognosebasiertes Lademanagement: Intelligente Steuerung für das Netz und die Batterie
Einen Lösungsansatz bieten moderne Stromspeicher, die ein prognosebasiertes Lademanagement ermöglichen. Diese nutzen Wetterdaten, historische Verbrauchsdaten und gegebenenfalls Strompreisinformationen, um Lade- und Entladevorgänge intelligent zu optimieren. Eine spezielle Software verbindet die Wetterprognose mit dem erwarteten Stromverbrauch im gleichen Zeitraum. Auf Basis dieser Berechnungen entscheidet das Speichersystem autonom, wann das Laden der Batterie sinnvoll ist. In der Praxis bedeutet dies, dass an sonnigen Tagen die Batterie möglicherweise erst in den Mittagsstunden mit dem Laden beginnt, während der vormittags produzierte Strom ins Netz eingespeist wird.
Der entscheidende Vorteil
Der Solarstromspeicher verfügt zur Mittagszeit, wenn sich die Strompreise vermehrt in den negativen Bereich bewegen, noch über freie Kapazität. So kann die Wirtschaftlichkeit verbessert und eine potenzielle Netzüberlastung vermieden werden. Dieser netzdienliche Speicherbetrieb schont nicht nur das öffentliche Netz, sondern kann auch die Lebensdauer der Batterie verlängern und ermöglicht zudem die bestmögliche Nutzung von dynamischen Stromtarifen.
Es gibt bereits einige etablierte Anbieter und Systeme auf dem Markt, die den prognosebasierten Speicherbetrieb in Mehrfamilienhäusern ermöglichen. Dazu gehört unter anderem der EMS Anbieter GreenFusion.
Bisher ungelöste Herausforderung: Nicht-Teilnehmer
Komplizierter wird es, wenn nicht alle Parteien am Mieterstrommodell teilnehmen. Die Abrechnung ist auch möglich, wenn es Nichtteilnehmer gibt. Jedoch lässt es sich bislang nicht vermeiden, dass der Nichtteilnehmer auch Strom aus dem Speicher bekommt, weil das Energiemanagement-System in der Regel den gesamten Hausanschluss misst. Das bedeutet, dass Speicherstrom, der an Nicht-Teilnehmer fließt, als bilanzielle Einspeisung ins Stromnetz gewertet wird. An Lösungen arbeiten relevante Branchenakteure aktuell mit Hochdruck.
Fazit: Intelligentes Energiemanagement als Schlüssel für die Zukunft des Mehrfamilienhauses
Energiemanagement im Mehrfamilienhaus ist weit mehr als nur die Installation einer PV-Anlage und eines Speichers. Es geht um die intelligente Vernetzung von Erzeugung, Speicherung und Verbrauch, um sowohl die Wirtschaftlichkeit für die Eigentümer und Mieter zu optimieren als auch einen wertvollen Beitrag zur Netzstabilität und zur Erreichung der Klimaziele zu leisten. Insbesondere bei 100% Teilnehmerquote können die Potenziale auch im Mehrfamilienhaus bereits voll ausgeschöpft werden.